07.11.11 – 15.11.11: Albanien

Erster Eindruck: kurz hinter der Grenze halten wir zum Brot kaufen und blicken in ein wasserloses Abfallflussbett.

Zweiter Eindruck: freundliche Menschen, viele Fahrradfahrer, Lieblingsauto: Mercedeslimousine Baujahr 68-78, oder Porsche Panamera Bj. 2011, dazwischen Eselskarren und Pferdefuhrwerke.

In Shkoder wagen wir uns in die Innenstadt und finden sogar einen Parkplatz mittendrin. Zu Fuß erkunden wir das quirlige Geschäftszentrum, kaufen Eier, Gemüse, Schinken und den vergessenen 3fach-Stecker. Der Verkehr wirkt chaotisch, der den Verkehr regelnde Polizist ebenfalls, aber alles läuft diszipliniert ab und jeder nimmt Rücksicht auf den Anderen.

Am Campingplatz “Albania” südlich von Shkodar in Barbulush sind wir die einzigen Gäste der holländischen Eigentümer. Am Abend trudeln Conny und Georg ein, die gerade auf dem Rückweg vom Peloponnes sind. 

Wir machen uns einen gemütlichen Abend zu viert, trinken feine Rot- und Weissweine und tauschen Informationen und Stellplätze aus.

 

08.11.11

 

Bearbeiten unseren ersten Video, Heike schafft es, ihn bei youtube einzustellen, die Website muss aktualisiert werden (also ein nervenaufreibender Tag mit den Tücken der Technik und der modernen Medien, das gute alte Tagebuch macht keine Zicken!) und Conny und Georg machen Shkoder unsicher.

 

Am Abend noch einmal gemütliches Beisammensein, während draussen ein Riesengewitter tobt. Es schüttet wie aus Kübeln…,Stromausfall, der ganze Ort ist finster….und als Heike mal raus muss, steht sie bis zu den Knöcheln im Wasser. Die ganze Wiese… eine einzige Seenplatte.

 

09.11.11

 

Am nächsten Morgen ist fast alles im Boden versickert, Conny und Georg wollen zügig nach Hause und wir wollen zügig weiter gen Süden. Nachdem vor den miserablen Strassenverhältnissen in Albanien allseits gewarnt wurde, sind wir positiv überrascht, über die fast fertige „Autobahn“ zwischen Shkoder und Durres. Man muss halt die Augen offenhalten, um die rausstehenden Gullideckel, Teerhubbel und plötzliche kleine Schotterabschnitte frühzeitig zu erkennen und runterzubremsen. Die Beschilderung ist eher spärlich, aber mit Karte und gutem Navi (Heike!) kein Problem. Südlich von Durres steuern wir den „Kamping“ Pa Emer an, der Weg dorthin ist dann doch eher ein schlammiger Feldweg, der durch ein enges Dorf führt. Aber ein toller Campingplatz am Meer mit riesigem Blockbohlenhaus wie in Kanada, gebaut auf großen ausgedienten Bunkern, die jetzt Keller und Partyraum werden sollen.

 

10.11.11

 

Wir verlassen die Küste und fahren landeinwärts, Ziel ist der Ohrid See an der Grenze zu Mazedonien. In Librazhd stinkt es ganz gräuslich, die ganze Stadt scheint aus lauter Industrieruinen zu bestehen, aus einigen Schornsteinen qualmt es trotzdem.

Nach einem kurzen Abstecher in die Berge nach Pishkash entdecken wir nach Schotterpiste eine aufgelassene Mine. Die Hauptstrasse ist immer noch hervorragend, wir kommen gut voran und finden einen Übernachtungsplatz am See.

 

Leider fängt es an zu nieseln.

 

11.11.11

 

Der Fasching empfängt uns mit Regen und Wind. Trotzdem bummeln wir am Ohrid See entlang und setzen uns ins Strandcafe. Den Espresso gibt’s kostenlos, vielleicht als Entschädigung wegen des schlechten Wetters. Uns wird’s dann zu ungemütlich und wir fahren weiter gen Süden. Hinter Korce wird die Strasse eng und führt in Schlangenlinien berauf/bergab, kein Verkehr, keine Tankstellen, keine Autowäscher. Dafür kleine Dörfer, Eselchen, Pferdekarren, Schafe und Ziegen an und auf der Strasse und viele Bergbrunnen zum Wasserfassen. Ab und zu gibt es Stellen, an denen die gesamte Strasse abgerutscht ist, zum Glück ist bereits ein Ersatzweg freigeräumt worden.

 

12.11.11

 

Heike will unbedingt zu den heißen Quellen, bei Petran werden wir fündig. Wir biegen ins Tal des Lengarices ab Richtung Benje. Wir trauen unseren Augen nicht, eine funkelnagelneue zweispurige Strasse führt 6 km weit bis fast zu den Quellen, endet aber abrupt vor einer Brückenbaustelle. Bei unserer Wanderung zur uralten römischen Steinbrücke riechen wir bereits die Schwefelquellen. Rechts und links des Flußlaufs sprudelt und dampft es in selbstgebauten Bassins. Heike wagt sich in einen der nichtstinkenden Pools und Oskar schießt Beweisfotos.

 

Am Nachmittag erreichen wir Gjirokaster, wir stehen mitten in der Stadt, schauen uns Burg und Museum an und melden uns bei einem kleinen Restaurant zum Abendessen an. Wir werden bekocht mit Schafskäse, Reisbällchen und Fleischspießchen, wir trinken Bier dazu und bezahlen für Alles gerade mal 10 Euro.

 

13.11.11

 

Wir besichtigen Antigonea, „alte Steine und Säulen“ die die Römer vor 2000 Jahren hier hinterlassen haben. Da wir mal wieder die einzigen Gäste sind gibt es keinen Eintrittskartenverkäufer.

 

Wollen jetzt wieder ans Meer und sind entsetzt über den Bauboom südlich von Sarande. Jeder qm an der Küste ist zugebaut mit fertigen, halbfertigen oder begonnenen Bauruinen, alles steht leer…..

 

Wir rätseln wo denn so viele Touris für all die Betten herkommen sollen. Ein Ort weiter in Ksamil dieses Bild: Erdbeben ???

Ein albanischer Lehrer für Mathematik am Gymnasium (Monatseinkommen 250,-€!) erklärt es uns. Von 300 Schwarzbauten, die alleine in diesem Ort errichtet wurden, hat die Regierung ein Exempel statuiert und 2/3 davon zerstört. 1/3 hatte genügend Geld um das Sprengen zu verhindern.

 

Wir stehen bei Aleksander und seiner Familie im Garten (Camping Ksamil) und genießen seinen provisorischen Campingplatz mit warmer Dusche und Strom.

 

15.11.11

 

Noch nicht genug der Ruinen, wir besichtigen Butrint (alte Steine und Säulen und Theater und Kirche und Burg….).

Mit einer kleinen Fähre überqueren wir die Bucht von Burint und verlassen Albanien.

 

 

 

Im Rückblick hinterlässt Albanien einen gemischten Eindruck. Einerseits ein traumhaft schönes Land mit toller Natur (Berge, Meer, Flüsse, Schluchten) und sehr hilfsbereiten, respekt- und würdevollen Menschen.

 

Aber mit dem Einzug der modernen Plastikverpackung entstand ein Abfallproblem, das man nicht so einfach den Abhang hinunterkippen sollte. Es wird trotzdem getan!!!! Und es ist erschreckend wie viel Müll man außerhalb der Ortschaften findet. Ein weiteres Problem ist das schnelle Geld, dass einige neureiche Albaner verdienen wollen, indem sie in Bauprojekte investieren, die jeglicher realistischen Einschätzung über zukünftige Touristenströme entbehren.

 

 

 

 

 

 

 

 

5 Gedanken zu „07.11.11 – 15.11.11: Albanien

  1. Hallo ihr Lieben!
    So, jetzt ist endlich soweit.
    Schluß mit „nur“ in die Schulferien fahren.
    Jetzt wird wieder richtig gereist!
    Zu diesem besonderen Luxus beglückwünschen wir euch von ganzem Herzen und wünschen für die große Reise gen Osten alles Gute. Tolle Erlebnisse, keine unlösbaren Probleme und viele Begegnungen mit netten Menschen.
    Was braucht man denn sonst noch!?!
    Ach ja, immer ein paar Mäuse im Portmonee, denn Euros kann man schon fast nicht mehr wünschen!Paßt auf euch auf und kommt irgendwann gesund wieder zurück! (Oskar, du weißt sehr wohl, wovon ich da spreche).
    Aber das Glück reist bestimmt mit euch!
    Wir werden euch „verfolgen“
    Walter, Bettina und natürlich unser Reisehund Marlon

  2. Hallo ihr zwei, wir verfolgen neugierig eure Reiseberichte. Wir sind gespannt was ihr weiter von Albanien berichtet.Etwas erfahren wir ja über Margret, so sind wir auf keinen Fall beunruhigt. Wir wünschen euch auf eurer Weiterreise viele schöne Erlebnisse. Bleibt gesund und lasst weiter von euch hören,
    Marianne und Leo.

  3. hi, ihr globetrottler, gefällts euch so in Albanien, dass ihr nix mehr schreiben könnt? Na los, net faul sein, schreibt mal was! Oder muss ich euch retten kommen? Prost derweil (mit Rotwein) wünscht Helm-hut.

  4. Hallo ihr Lieben, habe gerade voller Begeisterung Eure neuen Fotos angeschaut – das ist wirklich toll – und es ist schon Wahnsinn, in was für Verhältnissen Menschen in Europa noch leben…Freue mich schon auf weitere Eindrücke!!!

  5. Hallo ihr reise-rentner (zumindest zur hälfte)
    ich hab endlich eure erste karte bekommen 🙂 vielen dank!
    findet mal ein paar schöne griechische-plätzchen raus, damit ich weiß wohin ich dann auch noch hinmuss wenn ich euch besuche!
    bis bald und passt auf euch auf
    (schein ja wohl schon ziemlich gut zu sein wenn ihr nicht mehr wisst welcher wochentag ist:))

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