Iran 1
Die letzten Kilometer in der Türkei wird’s immer einsamer, nur noch wenige Häuser, wenig Verkehr, dafür nehmen die Löcher in der Straße zu. Der Grenzübergang: ein großes Tor, das geöffnet wird wenn man kommt, einige Gebäude, viel Staub. Bei den Türken geht’s schnell, Stempel in den Pass und kurz noch Fahrzeug aus dem Pass austragen. So, jetzt heißt’s verhüllen… Mäntelchen anziehen und Kopftuch rumwickeln. Dann durch einige Gänge und Heike steht an der iranischen Passkontrolle. Oskar muss derweil allein mit dem Auto ums Grenzgebäude fahren.
Passkontrolle und Stempel. Dann treffen wir uns wieder und warten gemeinsam auf unser ausgefülltes Carnet de Passsage. Derweil bekommen wir Sessel und Cay angeboten. Werden herzlich willkommen geheißen und wahrlich wie Gäste behandelt und alles geht völlig problemlos…
Die Uhren müssen um 1,5 Std. vorgestellt werden. (2,5 Std. Zeitunterschied zu Deutschland) Dann noch die ersten 50 € in Rial gewechselt…. wir bekommen
1 Mio. Rial …Wow, wir sind jetzt Millionäre!!!! Die erste Tankstelle steuern wir an und sind auch gleich wieder 270 000 Rial für 59 l Diesel los. (Hört sich viel an, sind aber mal grad 14€, d.h. 1 l Diesel kostet 21 cent) Die billigen Spritspreise merkt man auch am stark zunehmenden Verkehr, soviel Autos gabs in der Türkei nicht auf den Strassen. Unser erster Stau in Orumiye und zudem sind alle Schilder in Farsi….. wo bitte geht’s denn nach Tabriz???
Ein Verkehrspolizist steigt kurzerhand mit in unser Auto und lotst uns quer durch Orumiye, bis wir an der richtigen Straße sind. Bei der nächsten Tanke ist es dann auch schon fast dunkel und wir übernachten erst mal.
Unser Weg führt uns über einen Damm des Orumiye-See, ein riesiger Salzsee. Wir biegen ab nach Kandovan, ein „Minikappadokien“, mit dem Unterschied, dass hier die Menschen auch tatsächlich noch in den Tuffsteinfelsen wohnen.
In Tabriz besuchen wir die blaue Moschee, die aber fast gar nicht mehr blau ist, da die ganzen Kacheln bereits abgefallen sind. Finden den El Goli Park, ein weiträumiges Parkgelände, in das man mit dem Auto reinfahren kann. Ein idealer Übernachtungsplatz. Am Morgen wachen wir früh von Menschenstimmen und Autolärm auf.
Wir trauen unseren Augen kaum, um uns rum alles vollgeparkt, überall Zelte, Picknicker, Kinder, die Ball spielen, und es werden immer mehr. Bis zum letzten Fleckchen wird der Parkraum genutzt. Alle ebenen Wiesenfleckchen sind belegt, wer keinen Platz im Park gefunden hat schlägt sein Zelt halt auf dem Gehsteig auf. Was ist hier los? Iranisches Neujahrsfest, am 13. Tag fahren ALLE Iraner irgendwo ins Grüne und Picknicken, setzten ihre ausgetriebenen Sprossen aus, dies soll alles Übel vertreiben. Wir quetschen uns dann mal aus dem Park und fahren über Land nach Ardabil, auch hier das gleiche Bild, überall an Flüssen, neben der Strasse, in Obstplantagen bunte Zelte und Picknickfamilien.
Wir sind inzwischen auch zur Überzeugung gekommen, dass die Iraner noch größere Picknicker sind als die Türken. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem wir nicht irgendwo am Straßenrand, in Parks, auf dem Lande oder wo auch immer möglich Menschen ihr Zelt aufschlagen. ein Feuerchen schüren und Picknicken, da kanns auch kalt und windig sein….
Wir gelangen nach Ardabil und besuchen das Mausoleum von Scheich Safi ad-Din, der im 13. Jhd. gelebt und gewirkt hat. Alles sehr prunkvoll. Iranische Besucher wollen sich mit uns fotografieren lassen. Auf wie vielen iranischen Fotos sind wir schon drauf? Ständig werden wir gebeten. uns mit dazu zustellen. Kommt uns natürlich zugute, so können wir ebenfalls Fotos von iranischen Menschen machen…
Übers Gebirge geht’s ans Kaspische Meer. Es ist gar nicht so einfach einen Weg an den „Strand“ zu finden. Doch wir haben Glück und können auch noch eine Fischergemeinschaft beim Kaspifischen beobachten. Ein riesiges Netz wird weit ins Meer ausgebracht und mit Hilfe von Traktoren, die am Ufer fest vertäut sind, wird es wieder eingeholt. Der Fang besteht aus großen Fischen. Wir bekommen welche geschenkt. Im Herbst und Winter wird hier der Stör gefischt und der Kaviar für den Export gewonnen..
Auch hier werden wir wieder von vielen Menschen angesprochen und einige wollen uns unbedingt als Gäste in ihrem Haus wissen. Doch wir schlafen dann doch lieber in unserem Camper, uns wird auch noch versichert, dass es hier absolut sicher ist. Am Morgen kommen noch mal zwei Iraner und bringen uns Brot, von uns gibt’s deutschen Kaffee, den sie noch nie getrunken haben.
Bei unserer Fahrt an der Küstenstraße bekommen wir das Kaspische Meer nur selten zu Gesicht, da Häuser und ummauerte Grundstücke den Zugang versperren. Außer Fischfang gibt’s hier viele Reisfelder und Teeplantagen. Über Lahijan geht’s nach Rasht und dann nach Chalus, dort führt uns eine Strasse über das Alborzgebirge nach Teheran. Auf einem Picknickgelände verbringen wir die Nacht.
Teheran……. Wir kommen von Westen über die Autobahn. Dichter Verkehr, jeder fährt, was seine Karre hergibt. Überholt wird rechts und links, wenn nötig, wird gehalten oder auch schon mal rückwärts gefahren. Teheran ist eine 10 Mio. (oder auch mehr) Einwohnerstadt mit mindestens genauso vielen Autos, es gibt ganz viele autobahnähnliche Straßen durch die Stadt, ist man mal an einer Ausfahrt vorbei, muss man ganz schön rumgurken, um wieder zurückzukommen. Kaufen einen Stadtplan in Englisch (leider aus dem jahr 2002, viele Strassen wurden umbenannt bzw. es gibt mehr Straßen als drauf sind), die meisten Straßenschilder sind außer Farsi auch auf Englisch, so finden wir uns nach zwei Tagen ganz gut zurecht. Allerdings ist es nervenaufreibend, gleichzeitig dem hektischen, dichten Verkehrsfluss mit anarchischen Verkehrsregeln und gleichzeitig Karte und Schilder zu lesen und dann auch noch sich richtig einzuordnen. Wobei das Einordnen eigentlich relativ ist, denn die Iraner biegen auch bei einer 5 -spurigen Strasse zügig von der rechten Spur nach links ab. Es wird auch im dichtesten Verkehr gewendet. Mopedfahrer quetschen sich todesmutig zwischen den Autos durch, wenn nötig auch auf der Gegenspur. Fußgänger überqueren im dichtesten Verkehr unübersichtliche Kreisverkehre. Ab und an stehen dann mal zerknautschte Autos am Rand. Toi,toi,toi uns ist noch nichts passiert…. dank den hervorragenden Fahrkünsten von Oskar.
Ach ja, Verkehrspolizei gibt’s eigentlich auch, die stehen aber meist nur am Strassenrand und schauen …. weg. Die Parkregelung haben wir auch begriffen. Im absoluten Parkverbot kann man parken, außer es ist eine unübersichtliche Stelle. In zweiter Reihe kann man zudem noch parken, wenn man den Warnblinker einschaltet und nur mal eben zur Bank muss oder sonstige kürzere Erledigungen vorhat. Bei manchen absoluten Halteveboten gibt es aber auch Parkticketverkäufer und man muss was berappen.
Wir suchen und finden in Teheran die Usbekische, Turkmenische, Kasachische und Deutsche Botschaft, denn wir brauchen für die drei erstgenannnten Visas für unsere Weiterreise.
Die deutsche Botschaft brauchen wir nur, damit diese uns für die Usbeken bestätigt, dass wir auch die sind, denen der deutsche Reisepass gehört. (Das kostet uns 40 € und einen halben Tag durch Teheran, aber auch die Erfahrung, dass ein deutscher Pass dazu führt, dass man sich nicht in der Schlange vor der Botschaft anstellen muss.)
Das teuerste und (trotz Eilzuschlag) die längste Bearbeitung hat das usbekische Visum.
Die Kasachen sind da recht unkompliziert, uns wird der Visaantrag ausgehändigt, wir können ihn dort in einem Wohnzimmer gleich ausfüllen, unser Pass wird von denen kopiert, wir sollen nur einige Zeilen an den Botschafter schreiben, was wir so in Kasachstan besichtigen wollen. Und nach 2 Tagen können wir das Visum auch schon abholen. Für das turkmenische Transitvisa benötigen wir eine Kopie des usbekischen Visums, somit müssen wir uns noch etwas gedulden, denn dies bekommen wir aller Voraussicht hoffentlich morgen.
Wo schlafen in Teheran….. es gibt große Parks, in die man reinfahren kann. Taleqani-Park hatten wir schon mal im Internet gelesen. Dort ist es am frühen Abend auch ganz nett…. Pärchen, händchenhaltend. Mit einigen unterhalten wir uns. Doch kaum beginnt die Nacht….. verwandelt sich die Strasse in eine Motorradrennstrecke zwischen den parkenden Autos…. Die tollkühnen Kunststücke sehen uns doch zu gewagt aus und wir suchen uns etwas abgelegen einen etwas ruhigeren Schlafplatz. Als wir dort nochmals übernachten, bevorzugen wir den hässlichen, aber bewachten und ruhigen Parkplatz. Zwei Nächte verbrachten wir im Lavizan-Park… riesiges Gelände mit Berg, toller Rundumsicht auf Teheran, blitzsaubere öffentliche. Toiletten mit Warmwasser, viele supernette Teheraner, die mit uns plaudern. Nur in der zweiten Nacht möchte die Polizei, dass wir uns doch lieber auf den Hotelparkplatz 100m weiter unterhalb stellen, da es da angeblich sicherer ist.
Nach einer Woche Visabeantragung, Bankensuche, Botschaftssuche, Verkehrsgewühl, Metrofahrten, Einkaufsgewühle, Parkplatzsuche…. haben wir es langsam Dicke und entfliehen in die Berge. Suchen uns auch noch den höchsten Berg weit und breit aus und verbringen 3 Nächte auf 2500 m Höhe am Fuße des Damavand (5671 m). Beschauliche Ruhe mit tollem Blick auf die Bergwelt, Schafherden ziehen vorbei, ein Esel mit Reiter trabt den Hang hoch. Ab und an halten Picknicker und freuen sich, dass wir von so weit her angereist sind, im nahen Fluss gibt es Forellen, der Bergführer in Reineh will uns auf den Damavand führen, da liegt aber noch zu viel Schnee….
Müssen zurück nach Teheran, bei der Gelegenheit wollen wir uns mal das riesige Mausoleum vom Ayatolla Khomeini angucken, leider wird es gerade generalsaniert und sieht nicht so prachtvoll aus wie im Reiseführer. Als Stellplatz ist die riesige Park- und Picknickanlage aber durchaus zu gebrauchen, auch gibt es viel zu gucken, da immer wieder Busse mit Pilgern angereist kommen. Auch hier viele Iraner, die mit Zelten hier übernachten.
Für uns ist der Iran ein supertolles Land mit beeindruckenden Menschen. Selbstbewusst, gastfreundlich, höflich, respektvoll, sehr neugierig und wissensdurstig, so ganz anders, als bei uns von den Medien vermittelt… Bei kleinsten Problemen wird sofort Hilfe angeboten, sei es beim Einkauf, in der Metro, an der Dieseltankstelle mit all den LKWs, in der Bank oder beim Geldwechseln, oder selbst mitten auf der Straße, wenn man mal verzweifelt in den Stadtplan schaut. Zusätzlich winken uns völlig fremde Menschen täglich beim Autofahren zu, die Iraner freuen sich dass wir hier sind. Wir uns auch …
Heute Montag haben wir problemlos unser usbekisches Visum bekommen, auch bei der Botschaft Turkmenistans gab es ueberhaupt keine Probleme, wir mussten nur die Kopie des Passes und des usbekischen Visums abgeben, abholen koennen wir unser Visum in Mashad in einer Woche.
Heute Abend hat uns ein deutsch sprechender Iraner eingeladen. Wir freuen uns auf eine Dusche!
Demnaechst mehr…
Hallo,Ihr zwei Wahliraner, wir sind begeistert von euren Iranbildern und dem lebendigen Bericht.
Aber in Teheran hätten wir wahrscheinlich einen Herzkasper bekommen. Wir wünschen euch weiterhin viele positive Erlebnisse und Begegnungen und sind gespannt auf eure weiteren Berichte.
Seid herzlich gegrüßt von Marianne und Leo
Am kommenden Sonntag können wir Margret die Bilder anschauen lassen.
schön, dass ihr so ein lebendiges und positives Bild vom Iran übermittelt
Viele Grüße an euch und weiter allzeit gute Begegnungen
Wie immer sind auch wir schwer begeistert von euren neuen Bildern!!! Vorallem die Panorama-Bilder inmitten von Schafherden und vor unglaublich toller Bergkulisse, unbezahlbar solche Momente…Schön, dass mit euren Visas alles gut geklappt hat, Fürth hat gestern den ersten Aufstieg seit Vereinsbestehen gefeiert 😉
So nun lasst euch lieb grüssen, knuddeln und busseln! Eure Cacu, Fabse und ISa
hello
i am masoomeh from damghan.
today visit with your in the Tarikhaneh.