Kirgistan – 999 tolle Erlebnisse und 1 herbe Enttäuschung

Zuerst einmal die herbe Enttäuschung: 

In Bishkek endlich eine pakistanische Botschaft, weder in Ulan Bator noch in Almaty hat es eine gegeben. Voller Elan hingegangen, aber selbst der sehr freundliche Konsul, der mit uns persönlich spricht, kann uns kein Visum für Pakistan geben. Die strengen, verschärften Sicherheitsregularien der Pakistanischen  Regierung erlauben die Erteilung von Visa nur im jeweiligen Heimatland des Antragstellers. Was tun? Entweder wir werden noch schnell Kirgisische Staatsbürger…..oder wir fliegen mal kurz nach Frankfurt. 

Beides ist Quatsch, unrealistisch und bringt uns nicht weiter. 

Wir beschliessen, einfach unsere Reiseroute zu ändern. Wir lassen vorerst unsere China- und Indienpläne sausen, schauen uns in Ruhe Kirgistan an und fahren dann die lange Wüstenstrecke durch Kasachstan, reisen in Russland ein und Georgien ist dann unser nächstes Ziel. Von dort gehts ans Schwarze Meer und in die Türkei.

Wie es dann weitergeht, da gibt es noch viele Ideen und Möglichkeiten. Wir sind selbst gespannt wo es uns noch hintreibt. 

 

Kirgistan

19.07.- 06.08.2012

 

Kirgistan besteht eigentlich fast nur aus Bergen, zwei davon sind sogar über 7000 m hoch. Meist sind sie aber so um die 4000 m.

Das heißt, wir fahren viele Pässe und wenns zu heiß ist im Tal, fährt man halt kurz ein Stück in höhere, kühlere Gebiete. Dazu gibt’s noch viel Wasser in Form von klaren Gebirgsbächen, hochgelegenen Seen und einem riesigen See, dem Ysyk Köl. Schon an der Grenze zu Kirgistan wird uns das erste Mal ein Besuch des schönen Sees empfohlen. Immer wenn wir einen Kirgisen trafen, war seine erste Frage, ob wir schon am Ysyk Köl waren. Doch erst mal geht’s in die Hauptstadt nach Bishkek.

Hatten wir so gut die pakistanische Botschaft gefunden und dann dürfen die uns kein Visum geben…!?!?!

Naja es gibt ja noch andere Botschaften und so beantragen wir ein drittes Mal ein Kasachstan Visum und ebenfalls zum dritten Mal ein Russland Visum. Bis die Visa abgeholt werden können, schaun wir uns Bishkek an. Erst mal werden wir mit allen anderen Autos von viel Polizei in Seitenstrassen gewunken. Wir sind etwas irritiert, was jetzt wohl los ist. Des Rätsels Lösung: Die Hauptstrasse muss frei sein, da der Präsident in seiner Limousine mit Sicherheitskonvoi im Affenzahn zu seinem Regierungspalast unterwegs ist.

Doch heiss ists in Bishkek, und da wir uns nicht in den Springbrunnen zu den vielen Kindern stellen traun, fahren wir ins nahe gelegene Naturreservat, das Ala-Archa Tal. Tolle Bäche, Wasserfälle, Bergpanorama und angenehm warm. Raus mit den Wanderstiefeln und auf geht’s auf den Berg! Wir erwandern bunte Bergwiesen, besuchen einen hochgelegenen Bergsteigerfriedhof und können uns nach den Touren mit erfrischendem Bergwasser abduschen! Hier treffen wir auch auf andere Touris und die Abende vergehen beim Erzählen von Reiseberichten.

Die Visa sind fertig und auch die schwer humorlose russische Konsularangestellte übergibt uns unsere Pässe mit einem Transitvisum.

So jetzt aber auf zum Ysyk Köl. Tolle Landschaft schon beim hinfahren. Fahren am Südufer entlang, kaum Siedlungen, dafür viele menschenleere Strände. Können uns kaum entscheiden wo wir unser Lager aufschlagen sollen. Endlich der super Fleck schlechthin!!!.

Das Wasser ist supersauber und erfrischend. Auch ist es hier nicht zu heiss, da der See auf 1200 m Höhe liegt. Umrunden den See und machen immer wieder Badestops. Besichtigen auch kurz den „Rimini“-Strand vom Ysyk Köl, hier drängen sich doch tatsächlich Badegäste mit ihren Handtüchern am Strand. Naja, hier wird halt auch was geboten…. Quadfahren, Kamelreiten, Sonnenschirmverleih, Schaschliki-Stände, Bierbar und und und. Wir suchen uns einen ruhigeren Fleck und verzichten aufs Kamelreiten…

Lesen grade gemütlich nach dem ersten Morgenbad, da kommt ein Lada an den Strandplatz gerollt und spuckt doch sage und schreibe 6 Erwachsene und 8 Kinder aus. Dazu noch ein überquellender Kofferraum und einiges am Gepäckträger. Nach dem Abladen holt der Fahrer nochmal 9 Personen. Die Kinder reissen sich die Kleider vom Leib und springen im Wasser rum. Die Erwachsenen…. also wir müssen erst öfter hingucken… doch tatsächlich, sie schlachten ein Lamm!

Die Männer nehmen es aus und häuten es, die Frauen waschen die Därme aus

und bereiten die Innereien zu. Später wird alles in einem riesigen Wok am Lagerfeuer zubereitet. Es kommen immer mehr Leute dazu. Wir werden immer wieder gebeten, zu kommen und mitzufeiern. Man kann die Einladung einfach nicht ausschlagen und so sitzen wir mal wieder mit auf ner riesigen Picknickdecke, werden mit leckerem Essen versorgt. Und bekommen Kumis aufgedrängt. Das ist vergorene Stutenmilch und schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig, bitter-säuerlich. Doch wir sind tapfer und trinken das ganze Glas aus! Die Unterhaltung ist etwas schwierig, aber mit Hand und Fuß und ein paar Brocken Englisch und Russisch und Kirgisisch klappts. Natürlich sollen wir mal wieder bei jemandem zuhause übernachten und nur mit Mühe lassen sie uns hier am Strand schlafen.

Wir haben noch nicht genug von Seen und so fahren wir noch zum Song Köl.

Die Anreise ist allein ist schon ein Erlebnis… 70 km lang geht’s immer bergauf, durch Täler mit roten Felsen, ein Kohlebergbaugebiet, dann ein Pass von 3336m.

Um uns nur Berge und Hochalmen mit Jurten, Pferde- Kuh- und Schafherden. Und dann der Blick auf einen blauen See, umgeben von Bergen und Wiesen. Wir parken auf einem Wiesenstück am See, wieder mal tausende Edelweiß.

Reiter ziehen mit ihren Herden vorbei, bei einem Ger werden die Stuten gemolken. Eine Eselmama umsorgt ihr kleines Eselbaby, aus den Gers steigt Rauch auf, denn am Abend wird’s auf 3100m empfindlich kalt.

Es ist unglaublich ruhig und am Himmel funkeln irrsinnig viele Sterne…

 

Was uns am allermeisten berührt hat, waren die Kirgisen, Männlein und Weiblein, alt oder jung, Kinder, Mädels und Jungs, respektvoll, niemals aufdringlich, unkompliziert und selbstverständlich ungemein gastfreundlich.

Tschüß Kirgistan, schön wars bei euch !!!!

2 Gedanken zu „Kirgistan – 999 tolle Erlebnisse und 1 herbe Enttäuschung

  1. Hallo ihr zwei,
    wir melden uns auch endlich wieder einmal. Von Marianne haben wir schon von eurer Enttäuschung gehört und jetzt endlich nachgelesen.
    Wie wir euch beide kennen, wird die Alternativreise bestimmt auch tolle Erlebnisse bieten und ihr werdet sicherlich ähnlich schmackhafte kulinarische Highlights kennenlernen wie Kumis. Eure Seebilder sind ein Traum!
    Ute und Reinhold

  2. Heike & Oskar sei Dank…
    gab`s bei uns neulich wieder ganz großes Kino. Beamer raus,Leinwand aufgestellt und dann die unglaublichen Bilder mit den launigen Kommentaren genossen. DANKE, dass Ihr uns teilhaben lasst! Und dann…treffen wir uns auch noch womöglich demnächst in Side ? wir fahren in 2 Wochen los und bringen Weißbier mit !
    Liebe Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.